Grußwort zur Herbstinvestitur 2015
des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
Erbittet für Jerusalem Frieden! Wer dich liebt, sei in dir geborgen.
Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit.
Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede.
(Ps 122,6-8)
Mit Sorge und bangem Herzen schauen wir ins Heilige Land. Nichts ersehnen wir so sehr wie Frieden für Jerusalem und die ganze Region. Das verbindet uns mit unzähligen Gläubigen und Pilgern durch die Jahrhunderte. So viele Menschen haben sich aufgemacht, die Orte des Wirkens, Leidens und Sterbens Jesu zu schützen. Manche Formen sind fremd geworden, „Rittertum“ scheint ein Phänomen früherer Zeiten zu sein. Doch genau in der jahrhundertealten Tradition der Liebe zur Wiege des Christentums stehen Sie alle, die sich zur Herbstinvestitur in Mainz versammeln.
Drei Säulen sind Ihrem Orden wichtig: für das Heilige Land sorgen, den Glauben bekennen, Gesellschaft und Kirche dienen. Wenn das Heilige Land an die erste Stelle gerückt wird, dann geht es nicht darum, die Heiligen Stätten museal zu erhalten, sondern das Bewusstsein wachzuhalten, woher wir kommen: Dort, wo unser Herr Jesus Christus gelebt und gewirkt hat, wo er gekreuzigt wurde und auferstanden ist, entstand die Kirche. Sie ist unsere Familie, die uns alle zum Leib Christi verbindet. So hat die Gemeinde in Jerusalem einen Vorrang, weil wir ihr geschichtlich alles verdanken. Da kann es uns nicht gleichgültig lassen, wie die Lebensbedingungen der Christen in Jerusalem und im Heiligen Land sind. Wir sind gefordert, unseren Teil dazu beizutragen, das Christentum gerade an seinem Ursprung zu stärken.
Ich wünsche Ihnen unter der Führung des Heiligen Geistes eine segensreiche Zusammenkunft, damit durch das öffentliche Bekenntnis unseres Glaubens Kirche und Gesellschaft geprägt werden.
Karl Kardinal Lehmann