Statio 10.10.2015

Statio von Cfr. Pfr. Angelo Stipinovich anlässlich des Investiturgottesdienstes am 10. Oktober 2015 im Hohen Dom zu Mainz.

 

FAKT

  1. Wiltrud Rösch-Metzler von Pax Christi zu den Ausschreitungen zwischen Israel und Palästina: „Der Friedensprozess ist gescheitert.“ Die Gewalt in Israel und im Westjordanland eskaliert. Diese Meldung von vor zwei Tagen.

FAKT

  1. In der FAZ vom 5.8.2015 schreibt Steffen Huck: „Jordanien ist eines der wasserärmsten Länder der Welt. Der ehedem mächtige Jordan ist nur noch ein Bach, an der Taufstelle Jesu, wo ich ihn zum ersten Mal sah, ist er gerade noch drei Meter breit. Zu viel Wasser wird seit zu langer Zeit im Norden von anderen Ländern abgepumpt. Und so herrscht in Jordanien, wenn es denn mal regnet, dieselbe Jubelstimmung wie in Deutschland an den ersten sonnig warmen Frühlingstagen. Jetzt, mit geschätzten anderthalb Millionen Flüchtlingen im Land, erfolgt die öffentliche Wasserlieferung vielerorts in Jordanien nicht mehr jede Woche, sondern nur noch alle zwei, und wer sich die teuren Wasserlieferungen von privaten Händlern nicht leisten kann, darf eben nur noch die Hälfte verbrauchen – die Hälfte, wohlgemerkt, von einer ohnehin nicht sonderlich großzügig bemessenen Menge.“

FAKT

  1. Aus einem Interview mit P. Nikodemus Schnabel aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem: „Machen wir uns nichts vor – selbst die Polizei gibt offen zu, dass kein einziger Angreifer je ein Gefängnis von innen gesehen hat. Ich werde auf der Straße angespuckt, mit Steinen oder Flaschen beworfen“, sagt er. Erst kürzlich sei ein junger Mann zu ihm gekommen und habe geschrien: „Verreck, du Christ!“ oder wie im Mai 2013, schmierten Unbekannte Parolen wie „Jesus ist ein Hurensohn“ oder „Tod den Christen“ an die Mauern der Abtei. Direkt neben der Dormitio-Abtei liegt die Thora-Schule Diaspora-Jeschiwa, wo mehr als hundert Schüler die Schriften studieren. Es gibt Gerüchte, dass sich dort einige Extremisten der Hügeljugend verstecken. Beweise gibt es nicht.

FAKT

  1. Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. … Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen.“ – Joh 15,18.20

 

Und nun vielleicht ein Blick nach Deutschland:

FAKT

  1. Durch kriminelle Steuerhinterziehung gehen dem deutschen Staat jährlich etwa 50 bis 60 Milliarden Euro verloren, wie die Steuergewerkschaft schätzt. (taz 8.3.2014)

FAKT

  1. Hamburg hat die Kostenschätzung für die Olympischen Sommerspiele 2024 vorgelegt. Die Stadt geht von Ausgaben in Höhe von 11,2 Milliarden Euro aus. Laut Kritikern lässt sich die Summe derzeit aber noch nicht realistisch berechnen. (Spiegel online 09.10.2015)

FAKT

  1. Wer eine Flucht hinter sich hat, braucht zunächst eine Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung. Die Gesamtkosten für die Betreuung der Flüchtlinge liegen in Deutschland in diesem Jahr bei rund zehn Milliarden Euro, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“ 5.9.2015).

 

Wahrlich müssen wir Edmund Burke recht geben. Der Staatsphilosoph, Politiker und Schriftsteller aus dem 18. Jahrhundert sagte: „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“ (Edmund Burke 1729-1797).

Sechs mal könnten wir die geschätzten Kosten für die Flüchtlinge in Deutschland mit dem Geld der Steuerbetrüger bezahlen. Darüber wird die Kanzlerin der Deutschen im Live-Fernsehen bei Anne Will nicht gegrillt, nein noch nicht einmal gefragt. Stillschweigend wird die Zahl von 11,2 Milliarden Euro Steuergelder für eine mögliche Olympiade in Hamburg hingenommen. Niemand geht auf die Stassen um zu fordern, dass es denkbar wäre, dieses Geld besser in Menschen in Not zu investieren. Stattdessen können wir auf Plakaten der NPD lesen: „Mehr Geld für Oma, nicht für Sinti und Roma!“

Und nun zu uns, lieber Consores et Confratres: Angesichts der scheinbar nicht zu bewältigenden und hoffnungslosen Situation im heiligen Land, angesichts der schwierigen und nicht prognostizierbaren Situation mit den Flüchtlinge im eigenen Land, wollen wir uns einreihen in der Schlange derer, die resignieren, die meckern, die pessimistisch in die Zukunft schauen?

NEIN und nochmal NEIN!

Mit dem Jahresmotto unseres Ordens „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt“ – nicht Dollar, Euro oder Yen sind unser Gewand, sondern CHRISTUS. Wir, die Komturei St. Hildegard Mainz/Wiesbaden haben zur Investitur eingeladen. Im Wort INVESTitur steckt auch das Wort INVEST. Wir wollen weiterhin in Menschen investieren, weil jeder Menschen ein Abbild Gottes ist und daher mein Bruder, meine Schwester, hier im eigenen oder im Heiligen Land. Weil wir Christen sind, geben wir die Hoffnung NIE auf, und für uns ist nichts unmöglich wenn wir Christus als Gewand tragen.

Christus anzuziehen und damit unsere Taufe zu bestärken, die Taufe als grundlegendes öffentliches Bekenntnis und täglichen Entschluss zu zelebrieren, unser ethisches Verhalten daran auszurichten und in ein Leben unter der Herrschaft Christi einzuwilligen – so und nur so, können wir diese Investitur verstehen.

Herr Jesus Christus,
Sohn des lebendigen Gottes,
wir sind berufen, Zeugen des Evangeliums
und Deiner Liebe zu sein.
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir,
und Deine Auferstehung preisen wir,
bis Du kommst in Herrlichkeit.
Aus diesem Bekenntnis schöpfen wir die Kraft,
Hoffnung und Zuversicht zu schenken und Zeugen des ewigen Lebens zu sein.
Wir bitten Dich: Sende uns den Heiligen Geist.
Ermutige uns zu glaubwürdigem Zeugnis
in Tat und Wahrheit; öffne unsere Augen, Ohren und Herzen
für die Wunden und Nöte der Menschen unserer Tage,
besonders der Christen im Heiligen Land.
Hilf uns, dieser Berufung und Sendung treu zu bleiben.
Bewahre und vermehre unsere Bereitschaft zum Dienen
in Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern
des Ritterordens vom Heiligen Grab.
Auf die Fürsprache Deiner Mutter Maria, der Tochter Israels,
der Königin von Palästina,
führe uns ins himmlische Jerusalem,
wo wir Dich schauen dürfen von Angesicht zu Angesicht.
Sei gepriesen mit dem Vater und dem Heiligen Geist,
heute und allezeit bis in Ewigkeit.
Amen.